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Ein Arbeitsbesuch im Herbst 2009

Martina Winkel
Am Donnerstag, 24.09.09, relativ früh am Morgen ging es los, ich flog nach Kenia. Das erste Mal alleine, das heißt ohne Tine und Claus, die mir sonst die ganze Organisation vor Ort abgenommen hatten, aber auch ganz ohne andere Paten, die mich vor Ort hätten unterstützen können und mit denen ich auch mal deutsch hätte reden können. Dementsprechend war ich reichlich nervös, aber auch sehr gespannt, was auf mich zukommen würde. Im Gepäck hatte ich neben meinen eigenen Sachen natürlich noch kleine Geschenke für meine Patenkinder, aber auch noch Kinderkleidung von Freunden, ein paar Briefe für fremde Patenkinder und last but not least auch noch eine lange Auftragsliste von Tine und Claus, so dass ich schon beim Abflug (eigentlich auch schon vorher) wusste, dass ich mich in den Tagen, in denen ich in den Schulen sein würde, mit Sicherheit nicht langweilen musste. Mit meinem Flug ging alles glatt, auch am Flughafen in Nairobi klappte alles wunderbar, ich wurde abgeholt und im Hotel war mein Zimmer auch schon reserviert, so weit so gut.
Freitag früh fing dann mein erster Tag in den Schulen an. Eigentlich waren für den Tag die Uniformübergaben geplant und das war Tine und Claus auch mehrfach per email bestätigt worden. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Jeder, der schon mal in Kenia oder überhaupt in Afrika war, weiß, dass Organisation nicht unbedingt die größte Stärke der Menschen dort ist und so konnten wir natürlich nicht mit der Uniformübergabe anfangen. Zusammen mit Wilkister habe ich alles, was vorhanden war, zusammengesucht und versucht, wenigstens eine Klasse zu vervollständigen, aber das klappte nicht. Die Uniformen waren da, leider nicht alle Schuhe, weil es Beschaffungsprobleme beim Material gab, aber die Kleidung, die extra dazu gekauft werden muss (T-Shirts, Socken, Unterwäsche) fehlte zum größten Teil, so dass wir die Sets nicht komplett hatten. Also wurde beschlossen, die Übergabe auf die nächsten Tage zu verlegen. Als Nehemiah dann schließlich auch in die Schule kam, wurde er umgehend auf das Problem hingewiesen und machte sich dann auf, die fehlenden Kleidungsstücke zu kaufen. In der Zwischenzeit haben Wilkister und ich uns dann auf die anderen Aufgaben meiner Liste gestürzt, es war ja noch genug zu tun.
Am Samstag habe ich dann beschlossen, vor Kwa Watoto zum Textbookcenter zu fahren. Dort habe ich dann die Schulmaterialien abgeholt, die durch mich zuvor dort bestellt worden waren. Es war auch alles abholbereit und wurde in unseren Wagen geladen. Zum Glück hatte Titus den Neunsitzer, in einen normalen Pkw wäre nicht alles hineingegangen. In Kwa Watoto angekommen, halfen einige Schüler beim Ausladen des Wagens und brachten die Kartons in die Bibliothek. Wilkister und drei Mädchen von St. Mathew Soweto waren bei meinem Eintreffen schon eifrig beim Zusammenstellen der Uniformsets, aber sie waren noch längst nicht fertig. Trotzdem konnten wir anfangen mit der Übergabe, die jedoch auch recht chaotisch verlief. Da es ein Samstag war, waren nicht alle Schüler anwesend, trotzdem haben wir einige Klassen geschafft. Das Problem war jedoch auch, dass wir noch immer nicht alle gekaufte Kleidung komplett hatten, so dass wir zwar an die jüngeren Schüler hätten übergeben können, jedoch war dort an einem Samstag die Ausfallquote in den Klassen zu hoch. So wurden dann zum Beispiel nur vier Schüler aus der dritten Klasse geholt, weil der Rest ganz einfach fehlte. Alles in allem recht unbefriedigend.
Die restlichen Uniformen wurden dann jedoch noch am Montag verteilt und wir konnten montags auch mit der Schulmaterialübergabe anfangen. Die verlief deutlich geordneter als die Uniformübergabe, ich konnte deutlich merken, dass sich Wilkister da mittlerweile eine gewisse Routine angeeignet hat. Stressig war es trotzdem. Die Schulmaterialübergabe für Kwa Watoto konnten wir dann am Dienstag beenden und Mittwoch dann auch die für die St. Mathew Schüler an beiden Schulen. Am Mittwoch hat mich dann eine gewisse Unzuverlässigkeit des von Titus beauftragten Ersatzfahrers getroffen, der mich fast eine Stunde warten ließ, wodurch wir natürlich in Nairobi in einen dicken Stau kamen, was meine Laune nicht wirklich hob.
Nachdem dann die Übergaben, bis auf ein paar Nachzügler, erledigt waren, wollte ich meine Auftragsliste Donnerstag, Freitag und Samstag, in Ruhe abarbeiten, um dann in der nächsten Woche auf Safari zu fahren. Aber erneut kam es anders, denn am Donnerstag habe ich durch Zufall von zwei Schülern, erfahren, dass Freitag schulfrei war. Ohne die beiden Schüler wäre ich am Freitag vor verschlossenen Türen gestanden. Durch diese Mitteilung wurde es dann ein wenig stressiger und ich habe versucht, mit Wilkister einige Kinder, von denen ich Biografien mit nach Hause nehmen wollte, kommen zu lassen, um von ihnen einige Informationen zu ihren Familien zu erhalten. Wir haben mit den ganz Kleinen angefangen. Schüler aus der Baby Class und der Nursery kamen in die Bibliothek, ich habe sie fotografiert und Wilkister hat versucht, herauszufinden, ob die Kinder ältere Geschwister an der Schule haben, die evtl. Auskunft über die Familie geben könnten. Dies klappte nur bedingt, zwei der Kleinen verdrückten sich ganz schnell, als ihnen gesagt wurde, sie mögen heimgehen und ihre Mütter holen (ich brauche glaub ich nicht zu erwähnen, dass die beiden nicht wiederkamen), einer der Kleinen erzählte uns immer wieder von seiner älteren Schwester und sagte uns ihren Namen, aber das Mädchen mit diesem Namen, das in die Bibliothek geholt wurde, blieb bei der Meinung, dass der Kleine nicht ihr Bruder sei, während der Kleine dabei blieb, dass das Mädchen mit diesem Namen seine Schwester sei. So konnten wir nur die Biografie eines Mädchens vervollständigen und dann war auch schon fast wieder Schulschluss.
Da der Freitag ein schulfreier Tag war, wunderte ich mich schon ein wenig, dass mir versichert wurde, der Samstag wäre ein ganz normaler Schulsamstag. Das war er natürlich nicht, es waren nur einige Achtklässler und wenige Siebtklässler anwesend, alle anderen glänzten durch Nichterscheinen. Wilkister und ich haben die Ruhe in der Schule genutzt und noch einige administrative Fragen geklärt und dann bin ich ins Lambert-House gegangen und habe ein wenig Zeit mit den Kindern dort verbracht. Das war auch sehr nett. Den folgenden Montag habe ich mich dann auf eine einwöchige Safari begeben, nachdem ich am Sonntag noch einen Ausflug mit meinen drei Kwa Watoto Patenjungs in den Nairobi Nationalpark gemacht habe.
Den Montag nach meiner Safari-Woche haben Wilkister und ich wieder einiges geschafft. Mittlerweile waren die Schuhe komplett (es wurden in der ersten Woche immer mal wieder Schuhe vom Schuster vorbeigebracht, die dann zwischendurch übergeben wurden) gebracht worden und wir konnten die fehlenden übergeben. Leider passten viele nicht, doch durch Tauschen der Schüler untereinander konnten doch die meisten übergeben werden. Während meiner Abwesenheit hatte Wilkister ein wenig vorgearbeitet, so dass ich für die Biografien "nur" noch die Fotos machen musste, bei einigen Kindern nahm ich ihre Geschwister mit aufs Bild, wenn diese auch bei Harambee Kwa Watoto einen Paten haben. Des Weiteren habe ich noch Briefe übergeben und auch einige Nachzügler-Übergaben durchgeführt. Ebenfalls an dem Montag habe ich eine Ansprache in der achten Klasse gehalten mit dem Inhalt der Bedingungen für die Weiterführung von Patenschaften in St. Mathew. Außerdem hatte ich noch einige Einzelgespräche mit Schülern, die entweder einen neuen Paten bekommen werden in St. Mathew (sofern die Bedingungen erfüllt werden) oder Kindern, die ganz frisch einen Paten bekommen haben. Am Nachmittag bin ich dann noch einmal für ca. anderthalb Stunden zur Kangundo Road gefahren, wo dann auch noch Nachzüglerübergaben durchgeführt wurden bzw. die Schuhe übergeben und anprobiert wurden.
Der Dienstag sollte dann ein Spieletag werden, als netter Abschluss meiner Zeit in Kenia. Leider wurde auch das unterbrochen durch Übergaben, da auch hier noch einige Nachzügler kamen, während ich mit den Kleinen gespielt habe, das war alles nicht so glücklich, ließ sich aber auch nicht ändern. Das Spielen und Malen hat den Kindern sichtlich Spaß gemacht. Nach einem recht schnellen Abschied (ich mag Abschiedsszenen nicht sonderlich) bin ich dann wieder zum Hotel zurück, um am nächsten Morgen dann wieder heim zu fliegen.


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